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Herbst-Tagundnachtgleiche – Alban Elfed

von | 20. Sep. 2025

Keltisches Jahresrad auf einem alten Wegstein als Symbol für den Jahreskreis und die Zeit der Herbst-Tagundnachtgleiche

Lesezeit ca. 11 Minuten

Herbst-Tagundnachtgleiche:
Balance, Ernte, Übergang

Heute beginne ich meinen Beitrag mit einer kleinen Geschichte zur Einstimmung in die Energie der Herbst-Tagundnachtgleiche:

 

Das Gewicht der Äpfel – eine Alban-Elfed-Geschichte

Langsam gehst Du durch den Apfelhain. Das Licht der untergehenden Sonne taucht den westlichen Himmel in sanfte orangene Farben.

Die Apfelbäume tragen schwer – in jeder Frucht der Spiegel des Sommers.

Du pflückst zwei Äpfel und hältst sie in Deinen Händen. Wägst sie gegeneinander ab: links die Fülle – rechts das Loslassen.

Dein Atem wird ruhiger. Ein Rabe ruft im Wipfel der Bäume. Für einen Moment ist alles im Gleichmaß – Schritt und Herz. Ein und Aus.

Du legst einen Apfel unter den Baum. Für Mutter Erde und für das, was war.

Den anderen legst Du in Deinen Korb: für das, was bleibt.

Als die Sonne den Horizont berührt, spürst Du die Mitte – in Dir, im Licht. Alles ist in Frieden getaucht. Keine Forderung, kein Eilen. Nur das feine energetische Klicken der Jahres-Schwelle. Alban Elfed.

Du begibst Dich wieder auf den Heimweg.

Der Weg ist derselbe – und doch beginnt etwas Neues.

zwei Äpfel in einer Hand als Symbol für die Kraft des Erntedankes zur Herbst-Tagundnachtgleiche

Herbst-Tagundnachtgleiche 2025

In diesem Jahr fällt das astronomische Datum der Tagundnachtgleiche auf den 22. September 2025, 20:19h. Nun sind Tag und Nacht beinahe gleich lang. Beinahe deswegen, weil es durch die Brechung des Sonnenlichts in der Atmosphäre für uns so scheint. Die tatsächliche Gleichheit von Tag und Nacht, das sogenannte Equilux liegt meist ein paar Tage später. [1]

Andere Namen für die Herbst-Tagundnachtgleiche sind Herbst-Äquinox oder -Equinox oder -Äquinoktikum. Aus alten Überlieferungen stammen Mabon oder Alban Elfed.

Keltischer Kontext — und was historisch wirklich gesichert ist

Auch, wenn wir heute Begriffe für die Herbst-Tagundnachtgleiche finden, die aus dem Keltischen kommen, so gibt es keine gesicherten Belege dafür, dass die alten Kelten diesen Tag wirklich so benannt haben.

Das Wort Mabon beispielsweise ist ein moderner Name. Dieser – heute im neopaganen Umfeld verbreitete – Begriff für die Herbst-Tagundnachtgleiche wurde in den 1970er-Jahren von Aidan Kelly geprägt; für eine altkeltische Benennung gibt es keine Belege. [2]

In der neuzeitlichen druidischen Tradition (wie z.B. beim OBOD) heißt die Herbst-Tagundnachtgleiche Alban Elfed. Das wird aus dem Wallisischen übersetzt mit Licht des Wassers. Es symbolisiert die Balance zwischen Tag und Nacht und die Wichtigkeit des Wassers in der Natur, das sowohl für die Quelle des Lebens steht als auch für die Wandlung in die Tiefen des Seins. Und die Tiefen des Wassers stehen in Verbindung mit der Dunkelheit, die nun wieder länger über den Tag herrscht als das Licht.
Die Dankbarkeitsrituale zur Ernte reflektieren auch die Dankbarkeit gegenüber der Weisheit der Erde. Es geht um das Gleichgewicht, um die Zeit der „zweiten Ernte“. Als gelebte moderne Praxis.

In den über 5000 Jahre alten Megalithhügeln in Loughcrew, Irland gibt es auch heute noch Veranstaltungen zur Herbst-Tagundnachtgleiche. Im Cairn T fällt zum Zeitpunkt des Herbst-Äquinox das Sonnenlicht so durch einen exakt positionierten Gang, dass es die Rückplatte des Ganges beleuchtet. Ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass bereits in der Jungsteinzeit die astronomischen Ereignisse exakt berechnet und markiert wurden. Dementsprechend auch ein Beleg dafür, wie wichtig diese Jahreskreismomente für unsere Vorfahren waren.

Ein Video dazu findest Du auf der Seite vom Loughcrew-Megalithic-Centre: [3]

Loughcrew Historischer Gang. Tomb Relic in der Nähe von Oldcastle, County Meath, Ireland

Die Herbst-Tagundnachtgleiche in anderen Kulturen

  • Japan – Higan:
    In Japan sind die Zeiten von Frühjahrs- und Herbsttagundnachtgleiche wichtige spirituelle Tage. Das Fest der Herbst-Tagundnachtgleiche heißt dort Shubun no hi. Es ist ein nationaler Feiertag, der den kalendarischen Herbstanfang markiert. Im Mittelpunkt des Feiertags steht die Verehrung der Ahnen und das Gedenken an die Verstorbenen. Insgesamt ist es eine siebentägige buddhistische Gedenk- und Einkehrzeit um die Tagundnachtgleiche (3 Tage davor/danach), mit Ahnengedenken und Tempelzeremonien.
  • Mexiko – Chichén Itzá:
    In Chichén Itzá erzeugt die Sonne des späten Nachmittags der Herbst-Tagundnachtgleiche ein Schauspiel, bei dem sich das Licht und der Schatten der Kukulcán-Pyramide so auf die Nordtreppe projizieren, dass die Illusion einer sich herabwindenden gefiederten Schlange entsteht. Dieses Phänomen ist ein Zeugnis der mathematischen und astronomischen Kenntnisse der Maya, die die Architektur der Pyramide für diesen visuellen Effekt erschufen.
  • Nordisch-germanischer Raum / Wikinger: Haustblót:
    Haustblót bedeutet Herbstopfer. Es war für die Wikinger ein bedeutendes Erntefest, das sowohl der Dankbarkeit als auch der Vorbereitung auf den Winter diente. [4]
    Durch Opfergaben und Rituale sollten die Götter und Naturgeister besänftigt und um Schutz für die kalte Jahreszeit gebeten werden. Das Fest diente dem Zusammenhalt der Gemeinschaft und sollte den Menschen dabei helfen, sich auf die Herausforderungen des Winters einzustellen. Auch heute noch wird das Erbe des Haustblóts in modernen heidnischen Traditionen gefeiert – als eine Erinnerung an die Weisheit der alten nordischen Kultur. Über den Zeitpunkt gibt es unterschiedliche Angaben. Manche verweisen auf die Herbst-Tagundnachtgleiche, andere auf einen Zeitraum Mitte Oktober. Historische Details sind umstritten;

Spirituelle & energetische Hintergründe

Die Herbst-Tagundnachtgleiche repräsentiert den Moment der Harmonie zwischen Licht und Dunkelheit. Einen Moment der Mitte, in dem alles ausgeglichen ist. In dem Balance herrscht zwischen Aktivität und Ruhe – zwischen Geben und Empfangen.

Alban Elfed steht auch für die Ernte und die Integration. Für den Dank an Mutter Erde, für das, was gewachsen ist. Für das, was eingelagert werden kann, um uns auch künftig zu nähren. Das gilt für die inneren Themen genauso wie für die Versorgung unsere Körpers. Traditionell wurde nun darüber bestimmt, ob genügend Vorräte geerntet und gesammelt werden konnten, um die Menschen und das Vieh über den Winter zu bringen.

Und Alban Elfed steht auch für das Loslassen. Wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden, geht es darum, Grenzen zu klären, Energien zu bündeln. Loszulassen, was nicht mehr dienlich ist. Einen Übergang zu gestalten – von der Zeit der Fülle in die Zeit des inneren Wandels. Sich vorzubereiten auf den Winter, zu reflektieren, zu meditieren, aus dem Außen ins Innen zurückzukehren.

Füllhorn mit Kürbissen, Sonnenblumen, Früchten und Gemüse der Saison als Symbol für Dankbarkeit und Ernte

Rituale zu Alban Elfed

Alban Elfed lädt uns ein, die wechselnden Jahreszeiten anzunehmen und Ausgeglichenheit in unserem Leben zu finden. Während wir diesen Moment des Gleichgewichts feiern, erkennen wir auch die Bedeutung von Dankbarkeit, Loslassen und der Pflege unserer Beziehungen. Es ist eine Zeit, um sich mit den Rhythmen der Natur und dem sich ständig drehenden Rad des Lebens zu verbinden. Dazu im Folgenden ein paar Ritualvorschläge als Inspiration, um die Energie der Herbst-Tagundnachtgleiche für Dich zu nutzen.

 

Errichte einen kleinen Ernte-Altar

Schmücke Deinen Altar mit Symbolen der Jahreszeit, wie bunten Blättern, Eicheln, Äpfeln und Kürbissen. Verwende Kerzen, Kristalle und andere Gegenstände, die für Ausgeglichenheit und Dankbarkeit stehen.

 

Feiere mit saisonalen Lebensmitteln

Bereite ein Ernte-Festmahl mit saisonalen Zutaten wie Äpfeln, Kürbissen oder Wurzelgemüse zu. Teile die Mahlzeit mit Familie und/oder Freunden und verleihe Deiner Dankbarkeit für die Früchte dieser Ernte Ausdruck.

 

Ernte-Spaziergang

Mache einen Spaziergang in der Natur. Nehme ganz bewusst die sich verändernden Farben der Blätter wahr und bewundere die Früchte dieser Jahreszeit. Sammle Blätter, Eicheln oder andere Naturgegenstände, um Deinen Altar zu schmücken oder Bastelarbeiten anzufertigen.

 

Loslass-Ritual 

Führe ein Loslass-Ritual durch. Auch, wenn das noch nicht gleich in die Tat umsetzbar ist. Entscheide jetzt, was Dir nicht mehr dienlich ist und verabschiede Dich davon. Du kannst die Dinge, die Du loslassen willst, beispielsweise auf einen Zettel schreiben, den Du zur Tagundnachtgleiche in sicherer Umgebung einem Feuer übergibst. Oder Du legst den Zettel unter ein Teelicht mit der Intention, dass das Loslassen mit dem Herabbrennen dieser Kerze geschehen möge.

Affirmationen

Du kannst auch verschiedene Affirmationen nutzen, um diese Zeit im Jahreskreis bewusst in Deinen Alltag zu integrieren. Hier eine kleine Auswahl zur Inspiration. Wähle höchstens zwei für Dich wichtige Sätze aus, die Du in den Tagen rund um die Tagundnachtgleiche mehrmals täglich laut sprichst.

 

  • „Ich bin dankbar für die Fülle, die ich in diesem Jahr geerntet habe“.
  • „Mein Herz ist erfüllt von Dankbarkeit für die Gaben der Natur und des Lebens“.
  • „Ich finde Harmonie in mir selbst und um mich herum“.
  • „Ich akzeptiere die Veränderungen des Lebens als natürlichen Kreislauf“.
  • „Ich nehme die Vergangenheit an und lasse alles los, was mich belastet“.
  • „Ich blicke mit Frieden und Zufriedenheit auf mein Lebensjahr zurück“.
  • „Ich öffne mich für das Loslassen, um Platz für Neues zu schaffen“.
  • „Ich finde innere Stärke und Ruhe für die kommenden Monate“.

Die innere Mitte im Zyklus des Lebens

Wenn Tag und Nacht sich die Waage halten, öffnet sich ein stiller Raum für Dank und Neubeginn. Die Herbst-Tagundnachtgleiche erinnert uns daran, dass das Leben in Zyklen fließt – zwischen Fülle und Vergehen, Ernte und Loslassen.

Wer sich bewusst auf diese Schwelle einlässt, kann Kraft schöpfen für die dunklere Jahreszeit und zugleich Vertrauen in die eigene innere Mitte finden.

So wird Alban Elfed nicht nur zu einem Moment im Jahreskreis, sondern zu einer Einladung, Balance auch im Alltag lebendig werden zu lassen.

🌸

Ein stiller Gruß aus der Mitte

Claudia

Quellen:

[1] The Guardian, why-the-autumn-equinox-isnt-actually-when-day-and-night-are-equal

[2] Patheos, naming-ostara-litha-mabon

[3] Loughcrew-Megalithic-Center, loughcrew-cairns/loughcrew-equinox

[4] Haustblot, norsestory 

© Claudia von der Wehd
Teilen erlaubt mit Quellenangabe. Dieser Artikel versteht sich als Impuls zur Selbstreflexion und spirituellen Inspiration. Er ersetzt keine medizinische oder therapeutische Beratung.

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2 Kommentare

  1. Liebe Claudia, danke für den zauberhauften Einstieg im Apfelhain! Und auch für die realistische Einordnung der Begrifflichkeiten und den Link zum Guardian-Artikel. Es ist sehr spannend, wie unsere Einschätzungen und die Wirklichkeit manchmal auseinander gehen. Ähnlich wie bei der Frage, wann wirklich der späteste Sonnenaufgang des Jahres ist 🙂 Die Wintersonnenwende ist mein Lieblingspunkt im Jahreskreis, aber die Herbst-Tagundnnachtgleiche ist auf einem soliden zweiten Platz.

    Dann gehe ich mal den Artikel über die wahre Tagundnachtgleiche lesen.

    Antworten
    • Liebe Angela,
      danke Dir herzlich für Deinen Kommentar. Freut mich, dass Dir der Artikel Mehrwert bieten kann. Für mich ist die Wintersonnenwende auch ein richtiges Highlight im Jahr 😊. Platz 1 oder 2 könnte ich aber nicht zuordnen. Ich habe in der Zeit um Alban Elfed Geburtstag, was dieses Jahreskreisfest für mich energetisch sehr intensiviert. 🌻

      Liebe Grüße an Dich
      Claudia

      Antworten

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