Meditation im Alltag: 20 gute Gründe für Deine innere Mitte

Meditation im Alltag: 20 gute Gründe für Deine innere Mitte

Zartviolette Lotusblüte im sanften Licht vor dunkelviolettem Hintergrund – Symbol für Meditation und innere Mitte

Lesezeit ca. 8 Minuten

Meditation – mehr als nur Lotussitz und Kerzenschein

Viele Menschen verbinden mit Meditation ein sehr starres Bild: unbeweglich im Lotussitz sitzen, schweigend auf eine Kerze starren und versuchen, „nichts zu denken“.

meditierende Person im Lotussitz vor einer Lotusblüte und einem goldenen Enso-Kreis vor dunkelviolettem Hintergrund

Doch Meditation ist deutlich vielfältiger – und gerade in unserer heutigen Zeit kann sie zu einer lebendigen, alltagstauglichen Praxis werden, die nicht nur Ruhe schenkt, sondern auch die eigene spirituelle Tiefe nährt.

Welche Meditationsformen gibt es?

Meditation bedeutet nicht, dass es nur „den einen richtigen Weg“ gibt. Tatsächlich existiert eine große Vielfalt, sodass jede*r die passende Form für sich finden kann:

  • Atemmeditation – bewusstes Beobachten des Atems
  • Gehmeditation – achtsame Schritte im Einklang mit der Natur
  • Mantra- oder Klangmeditation – Wiederholung von Silben, Worten oder Klängen
  • Geführte Meditationen – eine sanfte Stimme, die durch innere Bilder leitet
  • Körpermeditationen – z. B. Bodyscan, progressive Muskelentspannung
  • Alltagsmeditation – im Moment präsent sein, z. B. beim Teetrinken oder Kochen
  • Visualisierende Meditation – über eine Meditationsreise mit inneren Bildern arbeiten, die Herz und Geist öffnen

Jede Form hat ihre eigene Wirkung und ermöglicht einen individuellen Zugang zu mehr Bewusstsein und innerer Balance.

Begriffsherleitung: Meditation:

Das Wort Meditation kommt aus dem Lateinischen meditari – es bedeutet „sich üben, nachsinnen, zur Mitte finden“. Auch medius („die Mitte“) schwingt darin mit. Schon im Ursprung ist also erkennbar: Meditation führt nicht nach außen, sondern in die eigene Mitte – in den Raum der Klarheit, Sammlung und inneren Verbundenheit.

20 Gründe, warum Meditation Dein Leben bereichern kann

  1. Zur Ruhe finden

Meditation ist wie ein Innehalten – Gedanken dürfen langsamer werden, innere Klarheit entsteht.

  1. Stressbewältigung unterstützen

Studien zeigen, dass Meditation mit weniger Stressbelastung in Verbindung gebracht wird. Sie kann helfen, gelassener auf äußere Anforderungen zu reagieren.

  1. Schlafqualität fördern

Viele berichten, dass sie nach einer Meditation tiefer und erholsamer schlafen. Besonders hilfreich ist eine kurze Praxis vor dem Zubettgehen.

  1. Herz-Kreislauf-System entlasten

Meditative Entspannung kann sich günstig auf Puls und Blutdruck auswirken – ein Hinweis auf mehr innere Balance.

  1. Immunsystem positiv beeinflussen

Weniger Stress und mehr Gelassenheit können das Immunsystem indirekt stärken – ein weiterer Grund für eine regelmäßige Praxis.

  1. Konzentration und Gedächtnis fördern

Meditation trainiert, den Fokus zu halten. Wer übt, bemerkt oft, dass sich Aufmerksamkeit und Erinnerungsfähigkeit verbessern.

  1. Kreativität anregen

Zwischen den Gedanken entsteht Raum für neue Ideen. Meditation kann diesen kreativen Freiraum öffnen.

  1. Emotionale Stabilität stärken

Gefühle wahrnehmen, ohne sich von ihnen mitreißen zu lassen – viele erleben Meditation als hilfreiche Unterstützung für mehr Gelassenheit.

  1. Dankbarkeit und Mitgefühl fördern

Bestimmte Meditationsformen richten den Blick auf positive Empfindungen. So können Dankbarkeit und Mitgefühl bewusster gelebt werden.

  1. Selbstwahrnehmung schärfen

Meditation wirkt wie ein Spiegel für das Innere. Wer regelmäßig übt, erkennt eigene Gedankenmuster schneller und kann achtsamer damit umgehen.

Zitat:Deine Mitte findest Du nicht irgendwo da draußen - sie wartet in Dir, im Raum zwischen zwei Atemzügen. Hintergrund dunkelviolett mit einer Lotusblüte
  1. Achtsamkeit im Alltag verankern

Ob beim Essen, Spazierengehen oder Arbeiten – Meditation trainiert, präsent zu bleiben. So wird Spiritualität Teil des gelebten Alltags.

  1. Die Sinne verfeinern

Viele berichten, dass sich ihre Wahrnehmung durch Meditation intensiviert. Auch die feineren Sinne können deutlicher spürbar werden.

  1. Hochsensibilität besser verstehen

Gerade hochsensible Menschen erleben Meditation als hilfreichen Schlüssel: Reize lassen sich besser einordnen, Empfindsamkeit wird zur Ressource. (Mehr dazu erfährst Du bald in meiner Serie über Hochsensibilität.)

  1. Innere Führung stärken

Meditation kann wie ein Kompass wirken. Wenn äußere Stimmen laut sind, hilft sie, die eigene Wahrheit deutlicher zu hören.

  1. Spirituelle Tiefe im Alltag finden

Meditation ist kein Rückzug aus der Welt, sondern eine Möglichkeit, Verbundenheit mitten im Leben zu erfahren – mit sich selbst, mit anderen und mit dem größeren Ganzen.

  1. Resilienz aufbauen

Viele berichten, dass sie durch Meditation Herausforderungen gelassener begegnen. Sie kann eine Art seelisches „Polster“ schaffen.

  1. Beziehungen vertiefen

Mehr innere Ruhe wirkt sich auch auf das Miteinander aus: Zuhören, Geduld und Verständnis können wachsen.

  1. Eigene Spiritualität entfalten

Meditation öffnet den Raum für Erfahrungen jenseits des Alltagsbewusstseins. Sie zeigt, dass Spiritualität kein fernes Ideal ist, sondern gelebte Wirklichkeit werden kann.

  1. Verbindung mit dem Körper stärken

Körpermeditationen wie Bodyscan helfen, Spannungen wahrzunehmen und achtsamer mit dem eigenen Körper umzugehen.

  1. Aurapflege ergänzen

Meditation kann das Energiefeld klären und stärken. Sie unterstützt, die eigene Aura bewusster wahrzunehmen.
Einen Eindruck davon kannst Du in meiner geführten Meditation für meine Newsletter-Leser finden. Anmeldung zum Newsletter hier.

So wird Meditation Teil Deines Alltags

Meditation entfaltet ihre Kraft nicht erst nach langen Retreats oder stundenlangem Sitzen. Schon kleine, regelmäßige Momente reichen, um Ruhe, Klarheit und Verbundenheit spürbar zu machen.

Drei einfache Wege, sie in Deinen Alltag einzubinden:

  1. Kurze Atempausen einbauen
    Drei bewusste Atemzüge können bereits eine kleine Meditation sein. Atme tief ein, langsam aus – und lass für diesen Moment los, was Dich beschäftigt.
  2. Alltagsrituale bewusst gestalten
    Wähle eine Tätigkeit wie Teetrinken, Zähneputzen oder einen kurzen Spaziergang – und übe Dich darin, sie mit voller Aufmerksamkeit zu erleben.
  3. Geführte Meditationen nutzen
    Wenn es Dir leichter fällt, Dich tragen zu lassen, wähle geführte Meditationen. Eine sanfte Stimme begleitet Dich nach innen. 

So wird Meditation nicht zu einer zusätzlichen Aufgabe, sondern zu einem lebendigen Teil Deines Alltags – eine stille Quelle, die Dich immer wieder zurück in Deine innere Mitte führt.

🌸

Ein stiller Gruß aus der Mitte

Claudia

Hinweis: Die in diesem Artikel beschriebenen Wirkungen von Meditation beruhen auf persönlichen Erfahrungen vieler Übender sowie auf wissenschaftlichen Studien. Eine Auswahl an Quellen findest Du in der folgenden Übersicht.

Quellen:

Meditation vermindert Stressreaktionen und verbessert das psychische Wohlbefinden (ScienceDirect)

Systematische Reviews bestätigen die Senkung negativer Emotionen (Frontiers in Public Health)

Achtsamkeitsbasierte Interventionen verbessern Schlaf und lindern Insomnie (Wikipedia Überblick)

MBSR zeigt positive Effekte auf Herz, Schlaf und Immunsystem (Frontiers in Psychology)

Meditation beeinflusst Entzündungswerte und Immunzellen (NCBI Review)

Studien deuten auf Telomerschutz und epigenetische Verlangsamung hin (NCBI Meta-Studie) https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10355843

Tägliche Meditation verbessert Aufmerksamkeit und Gedächtnis (ScienceDirect)

Meditation verändert die graue Substanz im Gehirn (Verywell Mind)

Meditation unterstützt kreative Denkprozesse (arXiv Study)

Achtsamkeit stärkt Resilienz und Stressbewältigung (Wikipedia Überblick)

Meditation fördert Mitgefühl und emotionale Klarheit (APA Artikel)

Was ist Spiritualität – und warum sie gerade heute so wichtig ist

Was ist Spiritualität – und warum sie gerade heute so wichtig ist

Lotusblüte in violetten Farbtönen, leuchtend im Dunkel, Sinnbild für innere Mitte und spirituelles Erwachen

Lesezeit ca. 11 Minuten

Was bedeutet Spiritualität – ein Blick in Geschichte und Gegenwart

Der Begriff Spiritualität stammt vom lateinischen spiritus – Atem, Geist, Seele. Schon im frühen Christentum spielte er eine Rolle: Paulus sprach vom pneuma, der lebendigen Gegenwart des göttlichen Geistes.  Damals meinte Spiritualität vor allem ein Leben in der Verbindung mit diesem Geist.

Wusstest Du, was der Begriff Spiritualität mit dem Heiligen Geist und dem Lebensatem zu tun hat?

Das Wort Spiritualität klingt heute für viele nach Sinnsuche, Tiefe und innerem Weg. Doch seine Wurzeln sind sehr konkret – sie liegen im Atem.

  • Lateinisch: spirare bedeutet „atmen“. Daraus entwickelte sich spiritus – Atem, Wind, Hauch, später auch „Geist“.
  • Griechisch: Das entsprechende Wort ist pneuma. Auch hier bedeutet es Atem, Wind, Hauch – und im Neuen Testament ganz besonders den Heiligen Geist (pneuma hagion). Die theologische Pneumatologie ist daher die „Lehre vom Heiligen Geist“.
  • Hebräisch: Noch älter ist ruach – Atem, Wind, Geist. Schon im Alten Testament wird damit die schöpferische Kraft Gottes beschrieben – der Geist Gottes, der über den Wassern schwebt (Gen 1,2).

Über die Bibelübersetzungen wanderte der Begriff weiter:

  • Das hebräische ruach wurde in der griechischen Septuaginta mit pneuma übersetzt.
  • Als Hieronymus später die Bibel ins Lateinische übertrug (die Vulgata), wurde pneuma mit spiritus wiedergegeben.

So hängt alles zusammen: ruach – pneuma – spiritus.

Alle drei Worte bedeuten zunächst Lebensatem – das Unsichtbare, das doch Leben bewegt. Das Nichtphysische. Erst in der Theologie entwickelte sich daraus die Bedeutung Geist im tieferen Sinn.

 

Spiritualität ist also von ihrem Ursprung her nicht bloß eine abstrakte Idee, sondern eng verbunden mit dem Atem, der uns lebendig macht, und mit dem Wirken des Geistes, der uns durchdringt.

Vom Lebensatem zur Geistlichkeit

Nachdem Spiritualität in den frühen Schriften vor allem mit dem göttlichen Atem und Geist verbunden war, verschob sich das Verständnis im Mittelalter: spiritualitas stand zunehmend im Kontrast zur Körperlichkeit und wurde mit Vollkommenheit und Heiligung verbunden. Gleichzeitig erhielt der Begriff eine juristische Färbung: „Spiritualität“ bezeichnete auch kirchliche Zuständigkeiten und wurde zum Sammelbegriff für die „Geistlichkeit“.

Im 17. Jahrhundert trat eine neue Nuance hinzu: die nouvelle spiritualité in Frankreich, eine mystische Bewegung, die von Autorinnen wie Madame Guyon geprägt war. Sie stellte die persönliche Gotteserfahrung in den Mittelpunkt, abseits fester Dogmen. Lange wurde sie misstrauisch betrachtet, doch im 20. Jahrhundert gewann der Begriff dadurch seine positive und lebensnahe Prägung.

Parallel dazu entwickelte sich im englischsprachigen Raum ein vielschichtiges Verständnis. Einflussreich waren hier:

  • Swami Vivekananda, der spirituality als Gegenpol zum westlichen Materialismus und als Teil seiner neohinduistischen Reformbewegung verstand.
  • Helena Blavatsky, die den Begriff in der Theosophie verwendete und mit Wissenschaft und Esoterik verknüpfte.
  • Walt Whitman, der Spiritualität politisch-utopisch als höchste Form von Religion beschrieb – jenseits von Kirchen und Dogmen.
  • Später auch die Hospizbewegung (Cicely Saunders), die Spiritualität mit Sinnsuche in Krankheit und Sterben verband.

Heute ist Spiritualität ein offener, überreicher Begriff, der viele Schichten in sich trägt:

  • die frühchristliche Erfahrung des Geistes,
  • mystische Strömungen,
  • östliche und esoterische Einflüsse,
  • moderne existenzielle Sinnsuche.

Statt in eine enge Definition zu passen, ist Spiritualität gerade deshalb so kraftvoll, weil sie verschiedene Wege offenlässt.

Unterschied zu Religion

Während Religion meist an feste Glaubenssysteme, Rituale und Gemeinschaft gebunden ist, beschreibt Spiritualität eher die persönliche Dimension: das individuelle Erleben, die Suche nach Sinn und die innere Haltung. Viele Menschen bezeichnen sich heute als „spirituell, aber nicht religiös“ und betonen damit ihre Eigenverantwortung für den eigenen Weg.

Und was ist mit Esoterik?

Oft werden Spiritualität und Esoterik in einem Atemzug genannt – und doch bezeichnen sie Unterschiedliches.
Das Wort Esoterik stammt aus dem Griechischen (esoterikos) und bedeutet „das Innere, dem Eingeweihten Zugängliche“. Ursprünglich meinte es geheimes oder verborgenes Wissen, das nur einer kleinen Gruppe von Menschen vermittelt wurde.

Im Lauf der Jahrhunderte wurde Esoterik zum Sammelbegriff für unterschiedliche Lehren und Praktiken – von Astrologie über Alchemie bis hin zu modernen Energie- und Bewusstseinsmethoden. Heute ist der Begriff noch immer nicht eindeutig definiert und vielleicht eher zu verstehen als ein Weg zum Erkennen verborgener Wahrheiten, die in eine höhere Bewusstseinsstufe führen können.

In der Alltagssprache wird „esoterisch“ jedoch oft kritisch oder abwertend gebraucht, während „spirituell“ eher (noch) positiver verstanden wird.

Spiritualität ist weiter gefasst: Sie beschreibt die individuelle Suche nach Sinn, Bewusstsein und innerer Verbindung. Esoterische Traditionen können Teil davon sein – doch nicht jede spirituelle Praxis ist auch esoterisch. Wer etwa Achtsamkeit im Alltag lebt oder eine tiefe Naturverbundenheit spürt, bewegt sich innerhalb von Spiritualität, ohne sich dabei direkt mit Esoterik zu identifizieren.

Verschiedene Formen von Spiritualität

Spiritualität ist vielfältig und spiegelt sich in unterschiedlichen Strömungen:

  • Religiöse Spiritualität innerhalb organisierter Glaubenssysteme, etwa im Christentum, Buddhismus oder Hinduismus.
  • Philosophisch-existenzielle Spiritualität, die sich mit Sinnfragen des Menschseins befasst.
  • Säkulare Spiritualität, die unabhängig von Religion innere Ruhe, Achtsamkeit und Verbundenheit sucht.
  • Naturspiritualität, wie sie etwa im Druidentum, in schamanischen Traditionen oder in neuzeitlicher Ökospiritualität lebendig ist. Hier wird die Natur als beseeltes Gegenüber erfahren – Bäume, Steine, Flüsse oder Himmelskörper werden zu Teilnehmenden eines größeren lebendigen Netzes.
  • Moderne Strömungen wie die Perennial Philosophy (die allen Religionen einen gemeinsamen Kern zuschreibt) oder die Bewegung „spiritual but not religious“ (SBNR).

Lebendige Spiritualität

Spiritualität ist damit ein dynamisches, facettenreiches Konzept, das sich über Jahrhunderte gewandelt hat – von einem klar religiös geprägten Begriff hin zu einem universellen Zugang zur Sinnsuche, Selbstverwirklichung und Verbindung mit dem größeren Ganzen.

So beschreibt für mich der Begriff Spiritualität auch die bewusste Verbindung mit dem inneren Wesenskern und einer größeren, sinnstiftenden Ordnung. Sie bedeutet für mich nicht Religion im engen Sinn, sondern eine Haltung, die Achtsamkeit, innere Weisheit und Mitgefühl ins tägliche Leben integriert.
Es geht nicht darum, an etwas Bestimmtes im Außen zu glauben, sondern bewusst in Resonanz mit sich selbst und der Welt zu sein.

Gerade in dieser Bedeutungs-Vielfalt zeigt sich: Spiritualität ist kein starrer Begriff, sondern eine lebendige Bewegung, die sich immer wieder neu ausprägt – abhängig von Zeit, Kultur und den Fragen, die Menschen an ihr Leben stellen. Während sie früher eng an Religion gebunden war, ist sie heute zu einem universellen Weg geworden, der Menschen unterschiedlichster Herkunft verbindet.

Genau darin zeigt sich, warum Spiritualität gerade heute so wichtig ist – mitten in technologischen Umbrüchen, gesellschaftlichen Spannungen und persönlichen Herausforderungen.

Warum ist Spiritualität gerade heute so wichtig?

Wir leben in einer Zeit, in der sich die äußeren Bedingungen unseres Lebens schneller verändern, als wir sie innerlich verarbeiten können. Technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz, globale Vernetzung und eine ständige Informationsflut bestimmen unseren Alltag. Dazu kommen gesellschaftliche Spannungen, ökologische Krisen und persönliche Herausforderungen, die viele Menschen an ihre Grenzen bringen.

Genau in dieser Verdichtung wird Spiritualität zur Schlüsselressource:

  • Sie schafft einen inneren Ruhepol inmitten äußerer Unruhe.
  • Sie hilft, Entscheidungen nicht nur rational, sondern auch aus innerer Führung und Intuition heraus zu treffen.
  • Sie fördert Resilienz, Vertrauen und Mitgefühl – Qualitäten, die in einer beschleunigten Welt unverzichtbar sind.

Während Religion oft verbindlich auf Rituale, Traditionen oder Glaubenssätze ausgerichtet ist, bietet Spiritualität heute einen individuellen Zugang zu Sinn und Orientierung. Sie ist kein starres System, sondern eine Haltung, die sich mit den Fragen der Gegenwart wandeln kann:

  • Wie bewahre ich meine Mitte inmitten von Unsicherheit?
  • Wie bleibe ich mit mir selbst verbunden, während sich die Welt um mich herum rasant verändert?
  • Wie finde ich Vertrauen in eine größere Ordnung, wenn äußere Strukturen ins Wanken geraten?

Spiritualität ist dabei keine „Zusatzoption“ für wenige, sondern eine Kompetenz für alle. Sie eröffnet die Möglichkeit, sich selbst tiefer zu spüren, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und die Verbindung zum größeren Ganzen – sei es Natur, Gemeinschaft oder Transzendenz – bewusst zu gestalten.

Gerade heute, wo wir Gefahr laufen, uns in Datenströmen, Krisennachrichten und Beschleunigung zu verlieren, ist Spiritualität ein Gegenpol: ein Atemholen, das uns zurückbringt zu dem, was wesentlich ist.

Zitat: Spiritualität ist wie ein Atemholen, das zurückbringt zu dem, was wesentlich ist. Text auf dunkelviolettem Hintergrund neben einer zartvioletten Lotusblüte im sanften Licht

Die Rolle der Spiritualität im Wandel

Spiritualität war nie statisch – sie hat sich über die Jahrhunderte stets verändert. Schon heute zeigt sich: Je stärker unsere Welt von Technologie, Geschwindigkeit und Komplexität geprägt wird, desto wichtiger wird die innere Dimension des Menschseins.

Wie ich es auch in meiner Artikelserie „Spiritualität & KI“ beleuchte, hat sich mir in den Recherchen und Auseinandersetzungen mit Künstlicher Intelligenz noch deutlicher gezeigt: Je mehr unser Alltag von Daten, Algorithmen und künstlichen Systemen geprägt wird, desto unverzichtbarer wird eine innere Verankerung in Achtsamkeit, Werteorientierung und spiritueller Intelligenz.

In dieser Entwicklung verändert sich die Rolle der Spiritualität deutlich:

  • Im persönlichen Leben wird sie immer mehr zur Quelle von Stabilität, Vertrauen und Selbstverbindung.
  • In der Gesellschaft wächst ihre Bedeutung als Ressource für Mitgefühl, Wertebewusstsein und Zusammenhalt.
  • In Organisationen und Arbeitswelten kann sie ein Gegengewicht zur reinen Effizienzlogik bilden – durch Sinnorientierung, Empathie und innere Führung.

Spiritualität ist also kein Relikt vergangener Zeiten, sondern eine dynamische Zukunftskompetenz. Wer heute beginnt, diese innere Dimension zu pflegen, legt ein Fundament für morgen: für bewusstere Entscheidungen, verantwortungsvollere Beziehungen und ein Leben in tieferer Verbundenheit.
Lese mehr dazu auch in meinem Artikel:
◈ „Spiritualität als Zukunftskompetenz“

So fängst Du an, Spiritualität in Deinen Alltag zu integrieren

Spiritualität ist kein fertiges System, das man einfach übernimmt, sondern ein Weg, den jede und jeder für sich gestaltet. Es braucht keine komplizierten Rituale, sondern vor allem Offenheit und die Bereitschaft, innezuhalten. Erste Schritte können ganz einfach sein:

  • Zeit der Stille: Schon wenige Minuten ohne Ablenkung – ohne Handy, ohne To-do-Liste – können eine neue Tiefe eröffnen.
  • Bewusster Atem: Den Atem wahrzunehmen, ist einer der direktesten Wege, um Verbindung zu sich selbst zu spüren.
  • Natur erleben: Ein Spaziergang im Wald, ein Blick in den Himmel oder das Lauschen auf Vogelstimmen – Naturerfahrungen öffnen die Tür zur Verbundenheit.
  • Fragen stellen: Notiere Dir eine Frage, die Dich bewegt, und gib Dir Raum, eine innere Antwort zu hören.
  • Impulse suchen: Bücher, geführte Meditationen, Austausch in Gemeinschaften oder ein Gespräch mit einer Begleiterin können Orientierung geben.

Es gibt nicht „den einen richtigen“ Zugang. Wichtig ist, dass die Praxis zu Dir passt und Dich im Alltag trägt. Spiritualität beginnt dort, wo Du bewusst spürst: Ich bin verbunden – mit mir selbst, mit anderen, mit dem größeren Ganzen.

🌸

Ein stiller Gruß aus der Mitte

Claudia

Wenn Du monatlich Impulse zu aktuellen energetischen Zeitqualitäten und Inspiration für Deine innere Ausrichtung erhalten möchtest, lade ich Dich herzlich ein, meinen Newsletter Zeit&Energie zu abonnieren.

Quellen:

[1] Philosophical – Psychological ‘s Recognition of Concept of Spirituality by Maryam Safara

[2]  research zur Herkunft des Spiritualitätsbegriffs

[3] Kurzinformation Religion: Esoterik

Alle Quellenlinks zuletzt abgerufen im August 2025

Bild Lotusblüte mit Perle: KI generiert mit ChatGPT5

Lebensfreude – stille Kraft aus der Mitte

Lebensfreude – stille Kraft aus der Mitte

Frau tanzt mit orange-farbenem Schleier als Symbol für die Lebensfreude und Kraft aus der inneren Mitte

Lesezeit ca. 8 Minuten

Anlässlich der Blogparaden-Einladung von Lydia Gajewsky #Lebensfreude2025 beschäftige ich mich in diesem Beitrag mit dem Thema der Lebensfreude.

Lebensfreude neu erfahren

2025 ist für mich ein Jahr des bewussten Innehaltens. Ein „nur die Ruhe“-Jahr.

Während ich die Welt als immer lauter, schneller und bunter werdend empfinde, entdecke ich, dass meine Art, Lebensfreude zu fühlen, anders ist als früher.

Vor gar nicht allzu langer Zeit dachte ich, mir sei die Lebensfreude abhandengekommen.
Weil ich nicht mehr so oft in fröhlicher Feierlaune bin oder mir nicht mehr so oft danach zumute ist, im Regen zu tanzen oder einfach mal ohne Grund lauthals loszulachen. Es gab Zeiten, in denen ich meinem Gefühl von blanker Lebensfreude überschwänglich Ausdruck verliehen habe. Irgendwann habe ich diese Ausdrucksweise nicht mehr im selben Maß gelebt. Hieß das, dass meine Lebensfreude verschwunden war?

Nein. Bei weitem nicht. Meine Lebensfreude hat an Tiefe, Wärme, Liebe und Ausmaß gewonnen. Ich erlebe Lebensfreude nicht mehr „nur“ als momentanes Glücksgefühl, nicht als eine Emotion, sondern eher als einen inneren Zustand.

Für mich ist sie keine Dauerparty, sondern ein leises, tragendes Leuchten – wie eine Lotusblüte, die sich langsam im Morgenlicht öffnet.

In diesem Beitrag möchte ich teilen, was Lebensfreude für mich heute bedeutet, wie sie gewachsen ist und welche Quellen sie nährt – und auch, was wir tun können, wenn sie einmal stiller wird.

Lebensfreude in der Aura – ein schillernder, farbensprühender Moment

Freude kann als sehr hohe Schwingung wahrgenommen werden. Wenn wir Freude spüren, dann spüren wir hohe Frequenzen. Wenn ich in Momenten großer Freude die Aura eines Menschen hellsichtig wahrnehme, dann zeigt sich diese Freude über das Leben in der ganzen Aura mit sprühend leuchtenden Farbspektren.

Bei manchen Menschen drückt sich das in orangenen Farbtönen in der Aura aus, bei anderen pink oder rosa – oder auch schillernd opalisierend, wie Perlmutt in einer Muschel.
Auch über ein leuchtendes Gelb berichten Aurasehende häufig, wenn Glücksgefühle sich ausbreiten. Es sieht dann so aus, als würde im Solarplexus-Chakra eine innere Sonne leuchten – warm, strahlend, positiv, anziehend.

Auch die Beobachtungen Aurasehender zeigen: Lebensfreude ist individuell und subjektiv. Es gibt nicht die EINE Definition.

 

Was Lebensfreude bedeutet – ein Blick über den eigenen Horizont

Der Duden benennt Lebensfreude als „Freude am Leben“ oder Daseinsfreude.[1]
Doch hinter dieser knappen Definition verbergen sich auch psychologische, philosophische und gesellschaftliche Betrachtungen, die wertvolle Perspektiven eröffnen.

Philosophische Perspektive

Schon in der Antike suchte der Philosoph Epikur nach einer Antwort auf die Frage, was ein erfülltes Leben ausmacht. Für ihn war Lebensfreude nicht das ständige Suchen nach Genuss, sondern das Finden innerer Ruhe und Freiheit von unnötigen Begierden [2,3].
Er unterschied zwischen

  • flüchtigen Momenten von Freude und
  • anhaltender, tiefer Freude am Dasein selbst.

Diese Unterscheidung ist bis heute wertvoll: Sie erinnert uns daran, dass Lebensfreude nicht nur aus besonderen Ereignissen besteht, sondern auch aus stillen Momenten des Seins.

Gesellschaftliche Betrachtung

Der Ökonom Tibor de Scitovsky prägte den Begriff der joyless economy – einer Wirtschaft, die Konsum in den Vordergrund stellt, ohne dass dadurch mehr Lebensfreude entsteht [4].
Seine Kernaussage: Echte Freude wächst aus sinnhaften Erlebnissen und Verbundenheit, nicht aus materiellem Überfluss.

Psychologische Perspektive

Lebensfreude kann als mehr als ein flüchtiger Glücksmoment gesehen werden. Sie wird als ein Zustand inneren Wohlbefindens beschrieben, der entsteht, wenn Körper, Gefühle, Geist und unsere Verbindung zur Welt im Einklang sind. Lebensfreude motiviert, inspiriert und gibt Kraft, Herausforderungen zu meistern. [5]

 

Wenn Lebensfreude schwindet – mögliche Ursachen

Doch Lebensfreude kann zeitweise schwinden – ein Phänomen, das viele Menschen im Laufe ihres Lebens erleben. Studien weisen darauf hin, dass etwa 15–20 % der Bevölkerung Phasen tiefer Freudlosigkeit durchlaufen, in denen das Leben farblos wirkt und selbst vertraute Tätigkeiten keine Freude mehr bereiten [5].

Die Gründe sind vielfältig:

  • Psychologische Faktoren: anhaltender Stress, belastende Denkmuster, überhöhte Selbstansprüche, ständiger Vergleich mit anderen, unverarbeitete Erlebnisse oder Erkrankungen wie Depression, Anhedonie oder Burnout.
  • Physische Faktoren: chronische Krankheiten, Schlafmangel oder Nährstoffmängel können Stimmung und Vitalität mindern.
  • Soziale & Umweltfaktoren: Isolation, Arbeitslosigkeit, belastende Wohnsituationen oder Schicksalsschläge wie Trauer oder Trennung.

Das Fehlen von Lebensfreude ist kein Zeichen persönlichen Scheiterns, sondern ein Hinweis, dass das innere Gleichgewicht aus der Balance geraten ist.

Lebensfreude kann aus vielen Gründen leiser werden – manchmal vorübergehend, manchmal über längere Zeit. In solchen Fällen ist es wichtig, achtsam mit den eigenen Gefühlen umzugehen und bei Bedarf fachliche Unterstützung zu suchen.
Einen detaillierten Überblick über mögliche Ursachen, wie Depression, Burnout oder Anhedonie, und Hinweise zu Hilfsangeboten gibt dieser Artikel der Limes Schlosskliniken (externer Link).

Wie meine Lebensfreude gewachsen ist

Mit den Jahren hat sich meine Lebensfreude verändert:
Früher war sie oft spontaner, ungestümer – heute ist sie tiefer, tragfähiger, ruhiger. Sie lässt sich weniger leicht erschüttern, weil sie nicht nur auf äußeren Erlebnissen beruht, sondern auf innerer Ausrichtung.
Es scheint, als sei sie mit der Lebenserfahrung gewachsen, so wie ein Baum langsamer, aber kraftvoller wird.

 

Ein paar meiner Lebensfreude-Quellen

  • Natur & Beobachten: mit den Rhythmen der Jahreszeiten und des Mondes gehen, Pflanzen und Tiere beobachten und mit ihnen leben.
  • Schreiben & Gestalten: Worte weben, Bilder schaffen, die etwas in Menschen berühren.
  • Verbundenheit: Gespräche, in denen Tiefe und Leichtigkeit nebeneinander stehen dürfen.
  • Rückzug & Stille: Auszeiten, in denen ich den Raum für mich halte, um innerlich zur Ruhe zu kommen und energetisch aufzutanken.

Was ich tue, wenn sie sich zurückzieht

Wenn meine Lebensfreude mal nicht so präsent erscheint, höre ich hin.
Oft braucht sie weniger, nicht mehr: weniger Termine, weniger Reize, weniger „Müssen“.
Ich gehe in die Natur, schreibe, atme bewusst.
Ich weiß, dass meine Lebensfreude nie verschwunden war und auch nicht schwindet – sie sammelt sich nur neu.

Lebensfreude als Alltagsbegleitung?

Für mich ist Lebensfreude heute kein Ausnahmezustand, sondern eine alltägliche Begleiterin – leise, beständig, treu.
Sie zeigt sich in Momenten der Klarheit, in Begegnungen, im Erkennen von Zusammenhängen.

In liebevollen Momenten der Zweisamkeit, wenn ich meine Kinder anschaue, im Spaziergang mit meinem Hund, bei der Gartenarbeit oder beim Musikhören. In vielen kleinen und großen Momenten des Lebens. Und sie erfüllt mich beim Schreiben dieses Beitrages, weil ihre Präsenz mir dadurch noch tiefer bewusst wird.

Vielleicht ist meine größte Erkenntnis aus diesem Artikel:

Zitat: Lebensfreude entsteht nicht, wenn alles perfekt ist, sondern wenn das Wesentliche Platz bekommt. Text auf dunkelviolettem Hintergrund neben einer zartvioletten Lotusblüte im sanften Licht

Lebensfreude entsteht nicht, wenn alles perfekt ist, sondern wenn das Wesentliche Platz bekommt.

🌸

Ein stiller Gruß aus der Mitte

Claudia

Quellen:

[1] Duden online

[2] Artikel „history of happiness- Epikur“

[3] Wikipedia Epikur

[4] Wikipedia Lebensfreude

[5] Artikel „Keine Lebensfreude mehr“  Limes-Schlosskliniken, private Akutklinik für psychische und psychosomatische Gesundheit sowie für Stressfolgeerkrankungen.

Alle Quellenlinks zuletzt abgerufen im August 2025

Bild: Aditya Saxena / unsplash

Lughnasadh – Die Kraft der ersten Ernte und die Weisheit von Tailtiu

Lughnasadh – Die Kraft der ersten Ernte und die Weisheit von Tailtiu

Ein Weizenfeld im Sonnenschein als Symbol für die Kraft der ersten Ernte zum keltischen Jahreskreisfest Lughnasadh

Lesezeit ca. 6 Minuten

Neben den großen Sonnen-Festen – den Sonnwenden und Tagundnachtgleichen – gibt es im 8-fachen Jahreskreis der keltischen Tradition die 4 Mondfeste, die zwischen den Sonnenfesten liegen.

Ursprünglich wurden diese Feste nach dem natürlichen Rhythmus gefeiert, oft zum Vollmond rund um den jeweiligen Zeitraum. Heute sind sie meist festen Kalendertagen zugeordnet – auch wenn die spirituelle Bedeutung eng mit den lunaren Zyklen verwoben bleibt.

So fällt das erste Erntefest – auch Schnitterfest oder Lammas genannt – je nach Tradition auf den 1. August, auf die Nacht vom 31. Juli auf den 1. August oder auf den Augustvollmond. Es markiert den Übergang in das letzte Viertel des Jahresrades – eine Zeit des Innehaltens, der Reife und der bewussten Wandlung.

Seinen Ursprung hat das Fest im altirischen Lughnasadh (sprich: Luu-nah-sah), was so viel bedeutet wie „Lugh’s Versammlung“.

Ursprung und Mythologie

Lughnasadh, im modernen Irisch Lúnasa, ist eines der vier großen keltischen Jahreskreisfeste neben Imbolc, Beltane und Samhain. Es liegt zwischen Sommer‑Sonnenwende und Herbst‑Tagundnachtgleiche. In früheren Zeiten hat man diesen Tag astronomisch anhand der Sonnendeklination – dem Winkel zwischen Sonne und Himmelsäquator – von +16° bestimmt. Was ungefähr auf den 1. / 2. August fiel.

Der Name stammt vom Gott Lugh, der dieses Fest gemäß den mythologischen Überlieferungen zum Gedenken des Todestages seiner Ziehmutter Tailtiu eingeführt hat.

Die Erdgöttin Tailtiu gilt als eine der bedeutendsten Göttinnen in der keltischen Mythologie. Sie war Stiefmutter oder Amme von Lugh und steht für Fruchtbarkeit, Wiedergeburt und das Leben selbst.

Der Legende nach rodete sie mit unermüdlicher Hingabe weite Flächen in Irland, um es für den Ackerbau fruchtbar zu machen – eine Aufgabe, die sie so erschöpfte, dass sie daran starb. Ihre letzte Bitte: dass dieses Land weiterhin zum Wohle der Menschen genutzt werde. Ihr Tod wurde zur Geburt eines lebendigen Rituals – Lughnasadh, das Erntefest, das ihr Sohn Lugh zu ihren Ehren ins Leben rief.

Die nach ihr benannten Tailteann-Spiele, die zu Lughnasadh abgehalten wurden, waren mehr als nur Sportveranstaltungen – sie waren Ausdruck kollektiven Gedenkens, Freude am Leben und Ehrung der mütterlichen Kräfte.

Historisch gesehen ähnelten sie antiken olympischen Spielen: Mit Wettkämpfen, Musik, Erzählungen und sozialen Ritualen verbanden sie die Menschen miteinander. Weit vor den viel später eingeführten olympischen Wettkämpfen Griechenlands. Erst mit der Christianisierung verschwanden die Tailteann Games für viele Jahrhunderte – und wurden im 20. Jahrhundert nur für kurze Zeit wiederbelebt.

Lughnasadh – ein Fest der Ernte, Erinnerung und Kreativität

Lughnasadh, gefeiert am oder um den 1. August, ist das erste der drei keltischen Erntefeste. Es markiert den Beginn der Erntezeit – eine Phase, in der sichtbar wird, was aus der Saat des Frühlings gewachsen ist. In vielen neopaganen oder druidisch orientierten Gruppen wird Lughnasadh heute noch gefeiert: mit Brotbacken, Festmahlen, künstlerischen Darbietungen, kleinen Opfergaben und Pilgerwegen zu heiligen Orten.

Die Energie dieser Zeit lädt uns ein, innezuhalten:

 

  • Was habe ich in diesem Jahr erschaffen?
  • Welche Früchte darf ich ernten?
  • Welche Kraft hat mich getragen – und was darf ich nun loslassen?

Wer war Lugh?

Der Name Lugh bedeutet Licht oder der Helle, der Scheinende.

In der Mythologie folgte Lugh dem keltischen Sonnengott Bel. Und so, wie auch das spätere lateinische Wort lux für Licht steht, stand Lugh bei den Kelten als ein Allround-Gott da. Er war der scheinende Held, der, der alles konnte, dem Blitz und Sonnenlicht gehorchten, der mit den Raben sprach und der als Heiler und Schutzpatron der Barden (Sänger und Dichter) ein so leuchtendes Antlitz hatte, das ihm niemand ins Gesicht blicken konnte.

Mythologisch besteht ein Bezug dieser archetypischen Götterkraft nicht nur zum älteren, keltischen Bel, sondern auch zum germanischen Odin (Wotan) oder dem römischen Götterboten Hermes / Merkur. In christlicher Fortsetzung dieser archetypischen Energie wurde wohl der Heilige Michael gesehen. Einige der ehemaligen heiligen Lugh-Orte wurden christliche St. Michaels-Plätze.

 

Warum Lughnasadh nicht „Tod des Lugh“ bedeutet

Oft liest man die Übersetzung für Lughnasadh sei „Tod des Lugh“. (So auch im deutschen Wikipedia-Artikel dazu).

Diese Übersetzung konnte ich in dem Kontext nicht nachvollziehen und habe weiter geforscht. Denn warum sollte dieses Fest „Tod des Lugh“ heißen, wenn es doch dem „Tod der Tailtiu“ zu Ehren stattfand?

Tatsächlich gibt es Quellen, die den Namen vom altirischen Lugh + nas ableiten (Lugh und Tod) und andere von Lugh + násad – was Versammlung, Fest oder auch Zusammenkunft bedeutet

Das Fest Lughnasadh wurde von Lugh selbst zu Ehren seiner verstorbenen Ziehmutter Tailtiu gestiftet – es geht also nicht um seinen eigenen Tod, sondern um das von ihm veranstaltete Fest.

So ist also die kontextbezogene Bedeutung von Lughnasadh „Versammlung des Lugh“. [1,2]

Eine altirische Form für „Tod des Lugh“ wäre eher Bás Lugh.

Botschaft der Erdgöttin für unsere Zeit

Auch heute kann Tailtius Geschichte eine kraftvolle spirituelle Orientierung sein. In einer Welt, die häufig den Bezug zur Erde verliert, erinnert sie uns an unsere Verantwortung: für das, was wir nähren, schützen und weitergeben. Tailtiu zeigt uns, dass wahre Fülle durch Hingabe, Arbeit und Liebe entsteht – nicht durch Ausbeutung.

Impulse zu Lughnasadh:

  • Besuche einen Ort, der mit Landwirtschaft verbunden ist – z. B. ein Garten, ein Feld oder ein Bauernhof. Geh achtsam, mit Dankbarkeit.
  • Räume auf – in Deinem Umfeld oder im übertragenen Sinne. Wie Tailtiu einst die Felder rodete, so kannst auch Du Ballast abwerfen.
  • Feiere mit anderen: teile selbstgemachtes Brot, erinnere Dich an starke Frauen in Deinem Leben – besonders an mütterliche Ahnenlinien.
  • Kreiere etwas: ein Lied, ein Gedicht, ein Bild – etwas, das Deine persönliche Verbindung zur Erntezeit und zur Erde ausdrückt.
  • Reflektiere über Deinen Jahresverlauf: Was darf nun abgeschlossen werden? Welche Saat möchtest Du im nächsten Zyklus setzen?

Fazit: Ernte ist mehr als Nahrung

Lughnasadh / Lammas ist ein kraftvolles, tief symbolisches Fest der ersten Ernte, des Dankes, der Fähigkeiten (Lugh) und des Bewusstwerdens eines Wandels – zwischen dem Höhepunkt des Sommers und dem Rückzug der Zeit. Es ist ein Fest, dass unsere Erdverbundenheit und unsere innere Reifung repräsentieren kann.

Und das uns daran erinnert, dass wir Teil eines Kreislaufs sind – zwischen Himmel und Erde, Licht und Schatten, Werden und Vergehen.

Lughnasadh kann uns auch daran erinnern, dass jedes Korn, jede Frucht, jedes gelungene Projekt auf einer Entscheidung beruht: dem Leben zu dienen.

Der 1. August lädt uns ein, in Dankbarkeit zu ernten, bewusst loszulassen und uns auf die nächste Bewegungsphase vorzubereiten – vielleicht mit rituellen Gesten und erdverbundener Praxis. Mit Achtsamkeit, Bewusstheit und einem offenen Herzen für das, was in Dir reifen durfte in den letzten Monaten.

 

🌸

Ein stiller Gruß aus der Mitte

Claudia

Quellen:

[1] Vgl. englischer Wikipedia-Artikel zu „Lughnasadh“ (Stand Juli 2025), der die altirische Etymologie differenziert darstellt: Kombination aus Lugh (der Lichtgott) und násad („Versammlung“), nicht – wie gelegentlich fälschlich behauptet – „Tod des Lugh“.

[2]  Zum altirischen Wortfeld vgl. auch das Dictionary of the Irish Language (DIL), Einträge zu „násad“ und „nás“.

Weitere:

Brehonacademy: Taitliu, the divine maternal heartbeat of Irelenads landscape

Grüne Insel: Taitliu, die irische Festgötting

Alle Quellenlinks zuletzt abgerufen im Juli 2025

Bild: Raphael Rychetsky / unsplash

Blogparade Wrap-up: Wege zur inneren Mitte

Blogparade Wrap-up: Wege zur inneren Mitte

Claudia von der Wehd und eine Lotusblüte auf violettem Hintergrund für die Zusammenfassung zur Blogparade 2025

Lesezeit ca. 8 Minuten

Zusammenfassung meiner Blogparade zum Thema: Wege zur inneren Mitte –
was hilft Dir, Deine innere Mitte in bewegten Zeiten zu finden?

 

Nun ist sie vorbei – meine erste Blogparade. Am 22. Juni war Abgabeschluss, und ich freue mich sehr, dass sich drei wunderbare Frauen eingeladen fühlten, ihre Gedanken, Erfahrungen und Inspirationen zu teilen.

Für mich war diese Blogparade nicht nur ein Herzensanliegen rund um das Thema innere Mitte in bewegten Zeiten, sondern auch eine spannende Etappe in meiner eigenen Bloggerinnen-Laufbahn. In der Zeit der Veröffentlichung durfte ich feststellen, dass die Sichtbarkeit meines Blogs gestiegen ist – mit mehr Seitenaufrufen, neuen Newsletter-Anmeldungen und sogar persönlichen Nachrichten über mein Kontaktformular.

Doch am meisten haben mich die Beiträge berührt, die wirklich mit dem Thema in Resonanz gegangen sind. Sie zeigen auf sehr persönliche Weise, wie unterschiedlich und zugleich zutiefst menschlich unser Weg zur inneren Mitte verlaufen kann.

Im Folgenden stelle ich Dir die Beiträge vor – vielleicht findest Du darin Impulse, die auch Dich ein Stück begleiten oder bestärken.

Satz, der traegt - Du bist nicht hier um perfekt zu sein - Du bist hier um ganz zu sein.

Dieses Zitat aus meinem Beitrag über einen Satz, der mich trägt, passt auch ganz wunderbar zur ersten Teilnehmerin:

Beate Hilsberg: Bewertung loslassen und die innere Mitte wiederfinden

 

Zum Artikel von Beate Hilsberg 👉  Bewertung loslassen: Wie du Stress entgegenwirkst und deine innere Mitte wiederfindest

Beate Hilsberg beleuchtet in ihrem Beitrag einen Aspekt, der vielen Frauen vertraut ist: der innere Stress, der entsteht, wenn wir es allen recht machen wollen – im Job, in der Familie, im sozialen Umfeld. Ihr Artikel geht tief, ohne zu beschweren. Mit viel Klarheit und Herz zeigt sie, wie stark unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Anerkennung in frühen Prägungen verwurzelt ist – und wie sehr wir uns dadurch oft selbst verlieren.

Sie nimmt uns mit auf eine erkenntnisreiche Reise: von der Macht der (Selbst-)Bewertungen hin zur Freiheit, die entsteht, wenn wir unseren eigenen Werten folgen, liebevoll mit uns selbst sprechen und unsere innere Wahrheit leben. Sie benennt nicht nur das Problem, sondern schenkt ihren Leserinnen konkrete, alltagstaugliche Schritte, um das Gedankenkarussell zu stoppen, Grenzen zu setzen und wieder bei sich selbst anzukommen.

Was mich besonders berührt hat: Beates klare Einladung, mutig für sich einzustehen – ohne Perfektionismus, aber mit innerer Würde. Ihre Worte erinnern daran, dass innere Mitte nicht durch äußere Anpassung entsteht, sondern durch die Rückverbindung mit dem eigenen inneren Kompass.

Zensteine im Wasser als Symbol für die Wichtigkeit von innerer Balance bei Hochsensibilität

Inga Dalhoff: Hochsensible und die innere Mitte

 

Zum Artikel von Inga Dalhoff 👉 Wie Hochsensible in schwierigen Situationen bei sich bleiben – wie Dir ein Perspektivenwechsel hilft, Herausforderungen zu meistern. 

Ingas Beitrag ist ein Geschenk an alle feinfühligen Seelen, die sich in der lauten, schnellen Welt oft überfordert fühlen. Sie schreibt über das Erleben hochsensibler Menschen in konflikthaften oder emotional aufgeladenen Situationen – mit einer Tiefe, die berührt und einer Sprache, die trägt.

Mit dem Bild des Adlers lädt sie uns ein, nicht in Gedanken oder Gefühlen zu versinken, sondern aus einer höheren Perspektive auf das Geschehen zu blicken. Sie beschreibt eindrücklich, wie sie gelernt hat, sich selbst zur liebevollen Beobachterin zu machen, sich mit der Quelle allen Seins zu verbinden und so den nötigen inneren Abstand zu finden, um wieder handlungsfähig zu werden – nicht im Sinne von Kontrolle, sondern aus der inneren Mitte heraus.

Besonders kraftvoll ist ihre Beschreibung des „Inneren Teams“, das sie mit archetypischen Anteilen wie der Königin, der Amazone oder der Heilerin in sich selbst belebt. Inga zeigt, wie sie in sich selbst ein starkes, weises inneres Kollektiv aktiviert, das liebevoll und klar durch fordernde Zeiten führt.

Was mich besonders inspiriert hat: Die Selbstermächtigung, die aus dieser inneren Klarheit spricht – zart und stark zugleich. Ingas Text ist wie ein weicher Mantel für die Seele und ein Aufruf, unsere inneren Stimmen nicht zu unterdrücken, sondern sie zu würdigen und zu führen.

Frau liegt in einer Wiese mit blühendem Löwenzahn als Symbol für Mikropausen im Alltag

Dr. Renata Mauz: Mikropausen im Alltag – kleine Auszeiten, große Wirkung

 

Zum Artikel von Dr. Renata Mauz 👉 Meine Mikropausen-Liste: 55+ Ideen für mehr Energie, Fokus & Balance im Alltag

Dr. Renata Mauz widmet sich in ihrem Beitrag einem Thema, das uns allen im oft überfüllten Alltag neue Räume eröffnen kann: Mikropausen – bewusste Mini-Auszeiten, die uns helfen, innezuhalten, das Nervensystem zu entlasten und wieder zu uns selbst zurückzufinden.

Mit einer beeindruckenden Sammlung von über 55 alltagstauglichen Impulsen inspiriert sie dazu, kleine Momente des Spürens, Atmens, Lachens, Bewegens oder Staunens in unseren Tag zu integrieren. Besonders wohltuend sind ihre Anregungen, den Naturkontakt zu nutzen: ein Blick ins Grüne, das Gießen einer Pflanze oder ein paar Minuten mit dem Gesicht zur Sonne. Auch die Sinnespausen berühren – wie bewusstes Teetrinken, das Spüren eines Materials oder der Duft eines ätherischen Öls.

 

Was mich besonders angesprochen hat: Renatas Botschaft, dass es keine ausgefeilten Methoden braucht – sondern nur ein aufmerksames Innehalten. Ihre Einladung ist eine stille, freundliche Erinnerung: Die Tür zur inneren Mitte ist oft näher, als wir denken – manchmal nur ein Atemzug entfernt.

Eine Einladung

Ich danke Beate, Inga und Renata von Herzen für ihre Beiträge – sie haben diese Blogparade nicht nur mit Leben gefüllt, sondern auch mit Tiefe, Mut und Inspiration. Jede von ihnen zeigt auf eigene Weise, wie wir inmitten von Herausforderungen Wege zu unserer Mitte finden können – durch Reflexion, Naturkontakt, Selbstführung oder kleine, achtsame Pausen.

Vielleicht hast Du beim Lesen gespürt: Es gibt nicht den einen richtigen Weg zur inneren Mitte. Aber es gibt viele kleine Schritte, die uns dorthin führen. Und manchmal beginnt alles mit einem einzigen Satz, der uns trägt.

Wenn Du meinen eigenen Beitrag zur Blogparade noch nicht gelesen hast, findest Du ihn hier:

◈ Was hilft Dir, Deine innere Mitte in bewegten Zeiten zu finden?

Und wenn Du das Thema vertiefen möchtest, empfehle ich Dir auch meinen Artikel über

◈ Digitale Achtsamkeit – wie Du Deine Mitte im Informationsstrom bewahrst.

Ich freue mich, wenn Du für Dich etwas mitnimmst – und vielleicht auch ein wenig innehalten konntest beim Lesen.

🌸

Ein stiller Gruß aus der Mitte

Claudia

Zum Weiterlesen:

Außerdem habe ich selbst in der Blogparadenzeit 2025 an folgenden Blogparaden teilgenommen. Über Themen, die mich interessiert haben, kannst Du in diesen Beiträgen lesen:

Was meine Seele nährt – Rituale für innere Blance und spirituelle Ausrichtung

Meine 5 liebsten Blogartikel – und warum Du sie lesen solltest

Was für mich wirklich wichtig ist – ein stiller Ruf nach dem, was bleibt

Ein Satz, der mich trägt

Spürst Du Dich schon oder rödelst Du noch?

Die Sommersonnenwende – Heilige Männer, Kräuterzauber und der Tanz mit dem Feuer

Die Sommersonnenwende – Heilige Männer, Kräuterzauber und der Tanz mit dem Feuer

Person tanzt vor einem großen Feuer zur Sommersonnenwende

Lesezeit ca. 15 Minuten

Die Sommersonnenwende ist der längste Tag des Jahres – der Moment, an dem die Sonne ihre größte Kraft entfaltet. Sie fällt meist auf den 21. Juni, doch der exakte Zeitpunkt variiert leicht von Jahr zu Jahr, je nach astronomischer Konstellation. In diesem Jahr ist die Sonnenwende genau um 04:42h MESZ am 21.06.2025.

Für viele Kulturen markiert dieser Tag nicht nur ein astronomisches, sondern auch ein spirituelles Hochfest. In spirituellen Traditionen trägt er unterschiedliche Namen: Im Neodruidentum heißt das Fest Alban Hefin („Licht des Sommers“), im neopaganen Jahreskreis ist es als Litha bekannt. Im Volksglauben wird es oft mit dem christlichen Johannistag verbunden.

Stonehenge

Die uralte Bedeutung der Sommersonnenwende

Seit Urzeiten werden die Sonnwenden als besondere Zeit im Jahr betrachtet. Eine Zeit, in der das Resonanzfeld mit der Kraft des Lichtes – mit der Quelle des Lebens – intensiv war.

Belege aus der alten Zeit und der monumentalen Wichtigkeit dieser Feste sind zum Beispiel Stonehenge und Woodhenge.

Stonehenge zählt zu den eindrucksvollsten steinzeitlichen Monumenten Europas – eine Anlage, deren Ausrichtung die Sonnenwenden mit verblüffender Präzision markiert.

Woodhenge - antike Holzrkeisanlage für astronomische Berechnungen in Cahokia, Illinois USA

Auf der anderen Seite des Atlantiks zeigt die hölzerne Kreisstruktur von Woodhenge bei Cahokia, Illinois, dass auch indigene Kulturen Nordamerikas über beeindruckende Himmelsbeobachtung verfügten.

Woodhenge wurde nach dem britischen Stonehenge benannt – wegen der ähnlichen Funktion als Sonnenobservatorium.

Cahokia war zwischen ca. 1050 und 1350 n. Chr. das Zentrum der sogenannten Mississippian Culture – einer komplexen, stadtähnlichen indigenen Gesellschaft mit monumentaler Architektur.

Mit mehr als 100 Erdhügeln, darunter der gewaltige Monks Mound, war Cahokia zur Blütezeit größer als London.

Die Woodhenge-Strukturen wurden zwischen etwa 1100–1200 n. Chr. errichtet. Archäologen entdeckten 5 konzentrische Kreis-Anlagen aus hölzernen Pfosten, deren Ausrichtung mit Sonnenaufgängen zur Wintersonnenwende, Sommersonnenwende und Herbst-/Frühjahrs-Tagundnachtgleiche korrespondiert.

Die größte der 4 bekannten Anlagen hatte 72 Pfosten mit etwa 122 m Durchmesser. Ein riesiger Kalender.

Himmelsschale von Nebru
 

Aus der Bronzezeit ist die Himmelsscheibe von Nebra ein Relikt, das die Sonnenwenden und die Tagundnachtgleichen anzeigt. Ihr Alter wird auf 3700 bis 4100 Jahre geschätzt.

Bedeutung im Jahreskreis

Die Sommersonnwende markiert das astronomische Jahresmittel – den Höhepunkt der Sonnenkraft. Sie bildete historisch gesehen einen Wendepunkt im keltischen Jahresrad.

Die Sommersonnenwende symbolisiert im landwirtschaftlichen Kontext den Zeitpunkt, in dem Wachstum in Reife übergeht.

Sie ist ein Feuerfest. Schon in den alten Traditionen wurden große Feuer angezündet.

Feuerkraft und Fruchtbarkeit

Warum die großen Feuer?

Feuer galt seit jeher als Mittler zwischen Himmel und Erde – ein lebendiger Ausdruck der Sonnenkraft. In vielen Kulturen glaubte man, durch das Entzünden von Feuern die Sonne zu ehren und ihre Energie auf die Erde zurückzuholen. Besonders eindrücklich war dies bei den Azteken, die glaubten, die Sonne kämpfe nachts gegen die Dunkelheit – und durch Opfergaben unterstützt werden müsse.

Die Sonnwendzeit ist – ähnlich wie die Wintersonnwendzeit mit den Raunächten – nicht nur auf einen Tag begrenzt. Es ist ein Zeitraum von 12 Tagen, der seinen Höhepunkt am astronomischen Ereignistag – um den 21. Juni herum – erfährt.

Schon Tage – manchmal Wochen – vor der Sonnenwende sammelten und schichteten meistens die jungen Burschen einer Gemeinschaft das Holz für das Sonnwendfeuer. Und manchmal wurde das Holz auch im Dorf mit einem Bittvers erbeten. So zum Beispiel in Kärnten, wo der Vers bekannt ist:

Der Hl. Veitl tat bitten um an Scheitl.

Das Sonnwendfeuer wurde abends entfacht. Wenn die Sonne am Horizont verschwand. In dieser Zeit wurden in allen Haushalten die Herdfeuer gelöscht.

Mit der Glut des Sonnwendfeuers wurden sie am nächsten Morgen neu entfacht. Das erneuerte Feuer stand für den Neuanfang in der Gemeinschaft.

Den großen Sonnwendfeuern wurde das Alte, das Unnütze übergeben. In einigen Regionen glaubte man, durch das Verbrennen symbolischer Gegenstände wie Totenbrettern oder Kleidungsstücken kranker Kinder das Unglück zu bannen und Raum für Gesundung zu schaffen. 

Dem Sonnwendfeuer wurden in der Volksüberlieferung reinigende und symbolisch-heilsame Kräfte zugeschrieben – etwa für die Augen oder zur Stärkung der Felder, wenn der Rauch darüber hinweg zog. Die Asche hat man in die Felder oder Gärten ausgebracht für die Fruchtbarkeit und gegen Schädlingsbefall.

Tanz und Ekstase

In Lettland heißt es, dass man in der Johanninacht nicht schlafen darf, sonst sei man das ganze Jahr über müde.

Man tanzte vielerorts um das Feuer. Mal im Reigen in bestimmten Schrittfolgen, mal sind es kreisende Tänze, in der sich die einzelnen Tänzer solange um die eigene Achse drehen bis sie taumelnd umfallen.

In manchen überlieferten Bräuchen – besonders im Kontext spiritueller Ekstase – soll nur mit einem Kräutergürtel bekleidet getanzt worden sein, ein Gürtel mit als heilig geltenden Kräutern wie Beifuß, Eisenkraut oder Bärlapp, den man um die Hüften gebunden hatte. Keine Kleidung, keine Normen, keine Konventionen – nur der nackte Mensch im Einklang mit den Elementen. Eine Rückkehr zur puren Verbindung mit der Natur, frei von gesellschaftlichen Hüllen.

Zum Schluss wurde über das kleiner gewordene Feuer gesprungen oder über die Glut. Dieser Sprung galt als reinigend und erneuernd. Nach alter Vorstellung sollten durch das Feuer oder den Sprung über die Glut negative Energien oder störende Einflüsse symbolisch abfallen – ein rituelles Loslassen des Ungewünschten

Der Heilige Veit – Schwellenheiliger und Pilzpatron

Der 15. Juni, der Gedenktag des Heiligen Vitus (Veit), leitet den zwölfnächtigen Sonnenwendzeitraum ein. Vitus war ein frühchristlicher Märtyrer und gehört zu den 14 Nothelfern. Volksweisheiten sagen:

Nach St. Veit wendet sich die Zeit oder

Ist zu Sankt Veit der Himmel klar, dann gibt’s gewiss ein gutes Jahr.

Regen am St. Vitustag, die Gerste nicht vertragen mag.

Der Veitstanz (Chorea sancti Viti) bezeichnete eine mittelalterliche psychische Epidemie: Massentänze bis zur Erschöpfung.

Die Betroffenen verspürten bei dieser psychischen Epidemie den Drang, einen Reigen zu bilden und ununterbrochen zu tanzen, bis sie sich völlig verausgabt hatten. Ursächlich diskutiert wurden Ekstase, kollektive Trance – und möglicherweise der Einfluss halluzinogener Pilze.

Kräuterbiere und Zauberpilze

Die psychogenen und halluzinogenen Eigenschaften diverser Pflanzen und Pilze haben sich die Naturvölker vieler Kulturen zunutze gemacht. Für Rituale, für Heilung, für Erkenntnis, für das Verbinden mit den Geisterwelten und vielem mehr.

Es ist durchaus denkbar, dass sich die Feiernden zur Mittsommerzeit nicht nur dem ekstatischen Tanz hingaben, sondern auch berauschende Grutbiere oder pilzhaltige Zubereitungen nutzten, um die Schwelle zwischen den Welten zu durchschreiten. Grutbiere sind Kräuterbiere. Hopfen wurde erst viel später für die Bierbrauerei eingeführt. Die Kräuterbiere wurden vermutlich aus Gagelstrauch, Sumpfporst, Gundermann und eventuell Eschenblättern gebraut. Falls Bilsenkraut verarbeitet wurde, gab es eine etwas andere Rauschwirkung.

Wenn es an Vitus regnet, dann regnet es Pilze

Diese alte Bauernregel bringt den Heiligen Vitus, die Zeit der Sommersonnenwende mit den Pilzen in Verbindung.

Es gibt einige wenige Pilze, die zur Mittsommerzeit wachsen und halluzinogene Wirkungen erzeugen. Vorsicht ist geboten, weil die Verwechslungsgefahr mit tödlich giftigen Pilzen besteht. Ein bekannter psychoaktiver Pilz mit schamanischer Bedeutung in alten Kulturen ist der Psilocybin-haltige ‚Zauberpilz‘ – ikonographisch belegt auf prähistorischen Felszeichnungen in Nordafrika und der Lombardei. Er ist in unseren Breiten eher erst ab dem Spätsommer anzutreffen und seltener im Mittsommer. Aber wer weiß schon wirklich, wie es im Klima alter Zeiten war?

Zur Mittsommerzeit wuchsen eher leicht halluzinogen wirkende Pilze wie der halbkugelige Täuschling oder der Glockendüngerling.

Der Heilige Veit ist Schutzpatron vieler Orte in Deutschland, Italien, Kroatien und auch Schutzheiliger der Jugendlichen und Epileptiker, der Gastwirte, Apotheker, Winzer, Tänzer, Schauspieler, Bierbrauer, Küfer, Bergleute, Kupferschmiede und Landsknechte; der Stummen und Tauben; der Haustiere;

Im Volksglauben sollte die Anrufung des Hl. Veit vor Unwetter, Blitz, Feuersgefahr und Unfruchtbarkeit schützen.

Bei den Slawen ist der Hl. Veit auch Schutzpatron der Pilze. So sollen ihm gute Kobolde zur Seite stehen, um das Wachstum der Pilze zu fördern.

Hinweis zur Verantwortung mit Pilzen und Ritualpflanzen

Die im Artikel genannten Pflanzen und Pilze dienen ausschließlich der kulturhistorischen, spirituellen und volkskundlichen Einordnung.
Sie stellen keine Empfehlung zur Einnahme, Verarbeitung oder Anwendung dar.

Viele sogenannte Zauber- oder Ritualpilze unterliegen in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) oder können bei unsachgemäßem Gebrauch zu gesundheitlichen Schäden führen. Auch bei vermeintlich „harmlosen“ Arten besteht Verwechslungsgefahr mit stark giftigen Pilzen.

Bitte beachte:
👉 Dieser Artikel ersetzt keine medizinische, therapeutische oder rechtliche Beratung.
👉 Der achtsame Umgang mit der Natur schließt Wissen, Respekt und Verantwortung mit ein.

Der Heilige Johannes – ein Lichtbote zur Sonnenwende

Am 24. Juni wird der Geburtstag Johannes des Täufers gefeiert – exakt sechs Monate vor dem Geburtsfest Christi.

In vielen kirchlichen Deutungen steht Johannes für das abnehmende Licht, Christus für das zunehmende. Sein Ausspruch „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“ (Joh 3,30) wird oft mit der Sonnenwende in Verbindung gebracht: Nach der Sommersonnenwende beginnt der Weg zurück ins Dunkel – eine Einladung zur inneren Reifung.

Das Johannisfeuer wurde daher als Symbol des geistigen Lichtes gedeutet: Läuterung, Wandlung, Neuorientierung. Viele der alten Sonnenwend-Rituale wurden in dieses Fest aufgenommen – das Feuer, die Kräuter, das Wachhalten in der Johannisnacht.

Johannikräuter und Pflanzenmagie

Die Sommersonnenwende ist eine der wichtigen Zeiten zum Sammeln von Heilkräutern.

Die Johannikräuter sollen im alten Volksglauben gegen Blitz und Feuer, gegen Teufel und Hexen, gegen das Böse und Unheil schützen. Sie wurden in Haus und Stall aufgehängt und/oder es wurde mit ihnen geräuchert.

9 Johannikräuter

In manchen alten Kräuterbüchern ist von 99 heiligen Pflanzen die Rede – doch vermutlich diente diese Zahl eher der mystischen Aufladung: Die Neun als magische Zahl der Fülle durch die Wiederholung verstärkt. Dass wirklich 99 Kräuter gesammelt wurden ist nicht belegt.

Welche Kräuter zu den 9 wichtigsten Johannikräutern zählten ist regional unterschiedlich. Im Prinzip sind alle Kräuter, die zur Sommersonnenwende blühen Johannikräuter. Und das sind jede Menge.

Hier eine Auswahl von 9 Kräutern:

  • Natürlich gehört die Sonnwendblume dazu. Bekannt unter den Namen Johanniskraut oder Hartheu.
  • Arnika
  • Beifuß
  • Gundermann
  • Bärlapp
  • Mädesuß
  • Margerite
  • Ringelblume
  • Wilder Thymian

 

Und dann gibt es da noch den Teufelsabbiss. Hast Du davon schon gehört?

Das ist eine sehr alte Heilpflanze aus der Gattung der Kardengewächse. Die Wurzel stirbt am unteren Ende im Herbst ab und sieht dann aus, als wurde ein Stück abgebissen.

Die Legende besagte, dass der Teufel höchstpersönlich die Wurzel in der Mitternachtsstunde am Johannitag abbeisst, weil er über ihre Heilkräfte so empört sei. Daher musste diese Pflanze noch vor dem Johannitag geerntet werden.

Rituale zur Sommersonnenwende

Jahreskreisfeste wie die Sommersonnenwende spiegeln ein tiefes Zusammenspiel zwischen Naturzyklen und kollektivem Unbewusstem – wie es z. B. Storl beschreibt. (vgl. Storl, 2024)

In einer Zeit, die aus dem Gleichgewicht geraten scheint, laden uns solche Schwellenzeiten dazu ein, uns wieder bewusst mit der Quelle allen Lebens zu verbinden.

In einer Zeit, wie der jetzigen, in der so vieles aus den Fugen zu geraten scheint, ist die Rückbesinnung zur wesentlichen Urkraft des Seins – zur Natur – zu Mutter Gaia selbst mindestens aus energetischer und spiritueller Sicht absolut not wendig (im Sinne von: die Not wenden). Vielleicht sogar überlebenswichtig.

Die Sommersonnenwende steht symbolisch für Energie, Kraft, Leidenschaft und Erneuerung.

Die Natur steht in voller Blütenpracht. Wachstum und Vitalität haben einen Zenit erreicht und alles, was in Bezug auf die persönliche Transformation, auf Wachstum und Potenzialentfaltung ausgerichtet ist, kann in dieser Zeit besonders gut durch unterstützende Rituale gefördert werden.

 

Sonnenwend-Kräuterbüschel

Mache Dir einen kleinen Kräuterbüschel. Vielleicht in einem kleinen Stoffsäckchen. Sammle Gundermann, Eisenkraut, Lavendel und/oder weitere der oben genannten Kräuter. (Sei dabei achtsam mit Dir und der Natur – sammle nichts, wogegen Du allergisch bist und schneide die Kräuter vorsichtig, auf dass die Pflanze weiterwachsen kann). Trage diese Kräuter am Sonnwendtag mit Dir. Reflektiere über alles, was Du loslassen möchtest, was Dich belastet hat. Und übergib alle negativen Energien aus Deinem Aurafeld, aus Deinen Emotionen und Gedanken an diese heilsamen Kräuter.

Und diesen Kräuterbüschel übergibst Du dann in der Nacht dem Sonnwendfeuer, auf das alles Negative aus Deinem Leben mit der Kraft der Kräuter und des Feuers transformiert werde.

 

Affirmation Licht in mir

Zünde in der Nacht zum 21. oder 24. Juni eine einzelne Kerze an. Sprich laut oder innerlich:

Wie das Licht am Himmel nun seinen höchsten Punkt erreicht, so erkenne ich mein eigenes inneres Leuchten.

Ich ehre meine Kraft, meine Reife, mein Gewachsen-Sein. Und ich nehme an, was jetzt reift und vollendet werden will.

Lass die Kerze sicher brennen, während Du schreibst, reflektierst, tanzt oder still bist.

 

Johannikränzchen flechten

Sammle blühende Sommerkräuter und winde daraus einen Kranz.

Trage ihn bei Deiner Sommersonnenwendfeier oder lege ihn aufs Fensterbrett. Später kann er getrocknet als Schutz- oder Räucherwerk dienen.

Einladung, Dich zu verbinden

 

In einer Welt, die sich immer schneller dreht, lädt uns die Sommersonnenwende ein, still zu stehen – am Zenit des Lichts.

Sie erinnert uns daran, dass jede Kraft ihren Höhepunkt kennt – und dass in diesem Höhepunkt bereits das nächste Werden schlummert.

Vielleicht ist genau jetzt der Moment, Dein Licht zu feiern.

Deine Kraft zu würdigen.

Und Dich – in all Deiner Blüte – bewusst mit der lebendigen Erde zu verbinden.

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Gesegnete Sonnenwende

Claudia

Zum Weiterlesen:

Licht, Wandel und innere Prozesse:
Vielleicht interessiert Dich auch, welche energetischen Wandlungsprozesse derzeit viele Menschen bewegen – und wie Du Dich dabei selbst gut begleiten kannst:
◈ Aufstiegssymptome – Einflüsse der energetischen Evolution auf unser Wohlbefinden

Oder das Thema Naturspirituailität und Jahreskreis. Dazu gibt es auf diesem Blog auch schon ein paar Artikel wie beispielsweise:

Über die Raunächte

oder

Imbolc und die Energie der neuen Zeit

oder zu Samhain

von Geistern und Kürbissen

Hinweis:
Die im Artikel beschriebenen Rituale, Kräuteranwendungen und spirituellen Praktiken dienen der Inspiration im Rahmen traditioneller und spiritueller Jahreskreisbräuche. Sie ersetzen keine medizinische, psychologische oder therapeutische Beratung

Bitte beachte:

  • Einige Kräuter (z. B. Johanniskraut, Bärlapp) können bei innerlicher oder äußerlicher Anwendung Nebenwirkungen haben oder Wechselwirkungen mit Medikamenten erzeugen.
  • Achte bei Räucherungen auf eine gute Belüftung und halte Dich von leicht entzündlichen Materialien fern.
  • Die Durchführung von Feuerritualen erfolgt stets in eigener Verantwortung unter Berücksichtigung örtlicher Vorschriften (Brandschutz etc.).

Alle Empfehlungen verstehen sich als symbolisch-rituell, nicht als medizinische oder heilkundliche Anwendungen.

Quellen:

Wolf-Dieter-Storl: Die Magie der Sonnenwenden, GU-Verlag 1. Auflage 2024

https://www.heiligenlexikon.de/BiographienV/Vitus_Veit.htm

https://www.der-steirische-brauch.at/post/heiliger-veit-15-juni-1

Alle Quellenlinks zuletzt abgerufen im Juni 2025

Bilder:
Titel- & Beitragsbild: Feuertanz: Thomas Kelley, unsplash.com

Stonehenge: Jacob Amsun, unsplash.com

Woodhenge, DCRM-Dorego, unsplash

Himmelsscheibe von Nebra: WFS-Berlin, cc0, Wikipedia